720, Wien - Traiskirchen - Wiener Neustadt
Wahrscheinlich haben die meisten noch nie etwas von der österreichischen Aspangbahn gehört. Doch die Nebenbahn von Wien über Wiener Neustadt nach Aspang sollte zu einer grossen K. u. K. Magistralen werden und bis nach Griechenland reichen. Das hat nicht ganz geklappt, dafür ist die Bahnlinie zu einem betrieblichen Kleinod geworden, das fast noch betrieben wird wie im vorletzten Jahrhundert. Doch der Reihe nach. Alles beginnt im grossen, modernen Bahnhof der österreichischen Hauptstadt.
Zwischen internationalen Railjet`s und modernen Nahverkehrszügen wartet ein kleiner, nostalgisch wirkender Dieseltriebwagen der Baureihe 5047 auf die Abfahrt. Stündlich verkehrt dieser nach Traiskirchen-Aspangbahn mit Anschluss für die Weiterfahrt nach Wiener Neustadt. Doch bevor der Zug auf die eingleisige Nebenbahn abzweigt, folgt er bis Kledering den Gleisen der "grossen" Südbahn. Es war das Eisenbahnfieber im 19. Jahrhundert, das Planer und Investoren beflügelte, eine große Magistrale zu bauen, obwohl die Semmeringbahn wenige Jahre zuvor bereits eröffnet wurde.
Wien -Thessaloniki hiess das grosse Projekt - herausgekommen ist die Aspangbahn. So braust der Triebwagen auf der Nebenstrecke durch das beschauliche Niederösterreich. Die Szenerie, welche am Fenster vorbeizieht, ist grossmehrheitlich von der Landwirtschaft geprägt. Auf etwa halber Strecke liegt der Bahnhof Traiskirchen, wo die Wagen aus Wien und Wiener Neustadt aufeinander treffen. Wer weiter fahren will, muss wie der Lokführer in den anderen Zug umsteigen. Der Betrieb auf der Nebenbahn geht mehrheitlich noch wie zu Kaisers Zeiten von statten.
So sind die meisten Bahnhöfe noch mit einem Vorstand besetzt. Dieser ist nicht nur für das Abfertigen der Züge zuständig, sondern muss auch die Weichen, Barrieren und Signale stellen - von Hand versteht sich! Die zwischen 1910 und 1930 errichteten mechanischen Sicherungsanlagen, die in einem separaten Stellwärterhäuschen untergebracht sind, verrichten bis heute einen tadellosen Dienst. So tuckert der Dieselzug über Tattendorf nach Felixdorf, wo die Aspangbahnstrecke wieder in die elektrifizierte Südbahn mündet. Nach rund einer Stunde Fahrzeit trifft der Triebwagen schliesslich in Wiener Neustadt ein, wo diese einmalige Reise in die Vergangenheit endet.
Fährt:
ganzes Jahr, täglich
Die äussere Aspangbahn (Wiener Neustadt - Aspang) wurde 2000 erneuert und mit einem vereinfachten Fernsteuerbetrieb versehen.
Ob und wann die innere Aspangbahn erneuert wird und das nostalgische Betriebskonzept der Vergangenheit angehört, ist jedoch noch nicht entschieden.
Zuletzt Gereist: 02.05.2023
Last Update: 02.05.2023